animalwelfare
biotechlerncenter

Report 2025

Förderung der 3R

Die 3R-Prinzipien haben zum Ziel, so viele Tierversuche wie möglich zu ersetzen (Replace), die Zahl der Versuchstiere zu reduzieren (Reduce) und deren Stress so weit wie möglich zu verringern (Refine).

Internet 3R Weiterbildungstag

Kontinuierliche Weiterbildung ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung für Personal, das mit Tierversuchen befasst ist, sondern spielt auch eine zentrale Rolle in der zeitgemässen Planung und Durchführung von Tierstudien. Eine Mitgliedsfirma führt hierzu einen ganztägigen internen Weiterbildungstag durch, an dem aktuelle und für möglichst viele Mitarbeitende relevante Themen adressiert werden. Ziel ist es, einen klaren Beitrag zur Verbesserung von Prozessen rund um In-vivo-Tätigkeiten zu leisten.

Im Vorfeld erfolgt eine systematische Evaluierung der sogenannten «Hot Topics» sowie eine gezielte Auswahl interner und externer Referentinnen und Referenten. Im Gegensatz zu externen Kongressen und Kursen ermöglicht dieses Format eine breite, bedarfsorientierte Themenabdeckung sowie die nachhaltige Etablierung geeigneter Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für den fachlichen Austausch im Nachgang.

Projektname: Internet 3R Weiterbildungstag
Charta-Artikel: 1, 3, 6, 9

Handling Champions

Das Konzept des «Gentle Handling», das bereits seit einiger Zeit in der Tierhaltung etabliert ist, ist inzwischen verpflichtend für alle Prozesse, die das Handling von Versuchstieren erfordern. Dies umfasst nicht nur ein intensiveres Training der Tiere, sondern auch die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen für praktische Herausforderungen, etwa bei eng getakteten Probenentnahmen oder im Umgang mit besonders reaktiven Tieren.

Um den Erfahrungsaustausch zu fördern und Best Practices zu entwickeln, wurde innerhalb einer Mitgliedsfirma die Gruppe der «Handling Champions» etabliert. Jede Arbeitsgruppe ist durch eine Vertreterin oder einen Vertreter eingebunden. Diese Personen fungieren innerhalb ihrer Teams als erste Anlaufstelle bei Fragen, Unsicherheiten oder Verbesserungsvorschlägen und unterstützen die konsequente Umsetzung des Gentle-Handling-Ansatzes.

Projektname: Handling Champions
Charta-Artikel: 1, 2, 3

Roche Global 3 Awards

Alle zwei Jahre würdigt eine Mitgliedsfirma mit global ausgerichteten 3R-Awards herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die zur Reduktion von Tierversuchen und zur Verbesserung des Tierwohls beitragen. Die Preisverleihung 2025 markierte die zehnte Durchführung seit der Lancierung im Jahr 2007 und unterstrich die langfristige strategische Bedeutung der 3R-Prinzipien.

Ausgezeichnet werden Projekte, die die praktische Umsetzung von Replacement, Reduction und Refinement beispielhaft demonstrieren. Die prämierten Arbeiten decken ein breites Spektrum ab – von der Entwicklung humanbasierter Organoid-Modelle, die jährlich den Einsatz hunderter Versuchstiere vermeiden, über gezielte Enrichment-Massnahmen für Primaten bis hin zu robotergestützten chirurgischen Systemen, die Präzision erhöhen und die Belastung der Tiere reduzieren.

Ein besonders hervorzuhebendes Projekt aus der Schweiz ist ein ausgezeichnetes internes Trainingsprogramm im Bereich Chirurgie, Methodik und Technik. Dieses Programm schliesst eine wesentliche Lücke in der labortierkundlichen Aus- und Weiterbildung, indem bewusst auf den Einsatz speziell für Trainingszwecke gezüchteter Tiere verzichtet wird. Stattdessen werden Surplus-Tiere von externen Zuchtpartnern in das interne Schulungsprogramm integriert. Mitarbeitende können so essentielle Prozeduren unter kontrollierten Bedingungen und unter strikter Anwendung der 3R-Prinzipien erlernen. Das Programm stärkt die «Culture of Care», spart Ressourcen und sichert gleichzeitig hohe Ausbildungsstandards.

Projektname: Globale 3R-Awards
Charta-Artikel: 1, 2, 3, 6, 9

3R Forschung (Refinement Studien)

In Anlehnung an den revidierten Artikel 137d der Tierschutzverordnung (TSchV), der den gezielten Einsatz von Tieren für die 3R-Forschung ausdrücklich erlaubt, haben Forschende und Tierschutzbeauftragte einer Mitgliedsfirma ein gemeinsames Projekt initiiert. Ziel ist es, interne Refinement-Projekte systematisch zu identifizieren, umzusetzen und wissenschaftlich zu begleiten.

Der Schwerpunkt liegt auf der evidenzbasierten Erforschung und Validierung von Refinement-Massnahmen in den Bereichen Haltung, Enrichment und Versuchsdurchführung. Belastungsreduktionen sollen nicht auf Annahmen beruhen, sondern auf belastbaren wissenschaftlichen Daten. Die gewonnenen Erkenntnisse werden direkt in die präklinische Entwicklung integriert.

Mit diesem Ansatz geht eine Mitgliedsfirma bewusst über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus. Die datenbasierte Optimierung des Tierwohls reduziert Stress, verbessert gleichzeitig die Qualität und Aussagekraft der Studien und leistet damit einen indirekten, aber wesentlichen Beitrag zur effizienteren Entwicklung neuer Arzneimittel für Patientinnen und Patienten.

Projektname: 3R-Forschung (Refinement-Studien)
Charta-Artikel: 1, 2, 5, 8

Interne Auszeichnungen zur Förderung der 3R

Einige Interpharma-Mitgliedsfirmen vergeben regelmässig interne nationale und internationale 3R-Preise. Die Forscherinnen und Forscher aus den verschiedenen Abteilungen erhalten die Möglichkeit, ihre Aktivitäten und Entwicklungen einzureichen, was sie motiviert, die 3R weiter voranzutreiben.

Projektname: Interne 3R-Preise
Charta-Artikel: 1, 3, 9

Ersetzen einer Studie über den gesamten Lebenszyklus von Fischen durch eine evidenzbasierte Bewertungsanalyse, die auf regulatorische Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen eingeht

Die Aufsichtsbehörden können Lebenszyklusstudien von Fischen anfordern, um zu ermitteln, ob eine Verbindung mit umweltrelevanten Konzentrationen eine Reproduktionstoxizität aufweisen könnte. Diese Mitgliedsfirma führte stattdessen eine systematische Literaturrecherche durch, analysierte den Wirkmechanismus der Verbindung, überprüfte präklinische und klinische Daten zur Reproduktionstoxizität und verglich die Umweltexpositionswerte mit therapeutischen Plasmakonzentrationen. Die Belege zeigten keinen mechanistischen Zusammenhang mit der Reproduktionstoxizität bei Fischen, was die Aufsichtsbehörden veranlasste, auf die geforderte Lebenszyklusstudie zu verzichten. Dadurch konnten über 600 Tiere gerettet werden.

Projektname: Ersetzen einer Lebenszyklusstudie von Fischen durch eine evidenzbasierte Bewertung
Charta-Artikel: 1, 8

Das Programm «Innovation in 3R»

Im Jahr 2022 hat eine Mitgliedsfirma das Programm «Innovation in 3R» (I3R) ins Leben gerufen und seither 15 interne Projekte erfolgreich finanziert. Ziel dieses Programms ist es, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Mitgliedsfirma zu inspirieren und dabei zu unterstützen, ihren Forschungsansatz zu überdenken. Hierzu werden ihnen die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt, um neue Wege zu entwickeln und zu validieren, mit denen sich Tierversuche ersetzen (Replace), reduzieren (Reduce) und verbessern (Refine) lassen. Das Programm «Innovation in 3R» wählt neuartige 3R-Forschungsprojekte aus, die anderenfalls nicht durchgeführt würden, und unterstützt diese prospektiv. Im Jahr 2025 wurden fünf Projekte (3 Reduction- und 2 Refinement-Projekte) ausgewählt. Die Gewinnerprojekte werden neue embryonale Strategien erforschen, um die Tierproduktion für genetisch veränderte Mausmodelle zu reduzieren, ein Sphäroidmodell zur Untersuchung der Hepatotoxizität bei einer Tropenkrankheit zu entwickeln und zu validieren, anhand präzise geschnittener Gewebeproben mehr Fragen mit weniger Tieren zu beantworten, den Einfluss von Übergangslicht auf das Wohlbefinden von Mäusen zu bewerten und zu ermitteln, wie man Versuchstiere vor heller Lichteinstrahlung schützen kann.

Projektname: Innovation in 3R (I3R)
Charta-Artikel: 1, 3, 8

Verleihung eines Preises für ein 4. R für «Responsibility»

Als Anerkennung für die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen, die nicht direkt an der In-vivo-Arbeit beteiligt sind, aber das Tierwohl fördern, hat eine Mitgliedsfirma 2022 einen vierten «R»-Preis in der Kategorie «Verantwortung» (Responsibility) geschaffen. Im Jahr 2024 ging die Auszeichnung an eine Kollegin, die sich für die Pensionierung der Versuchstiere und für Ressourcen zu Mitgefühl und Resilienz einsetzt.

Projektname: 4. R-Preis – Verantwortung
Charta-Artikel: 3, 9

Biomedical Research Awareness Day (BRAD)

Eine Interpharma-Mitgliedsfirma feiert 2025 zum siebten Mal den jährlich stattfindenden Biomedical Research Awareness Day (BRAD). Der BRAD wurde 2016 von Americans for Medical Progress (AMP) in den USA ins Leben gerufen. Dieser Tag dient dazu, die Mitarbeitenden des Unternehmens über die Notwendigkeit und den Nutzen von Tierversuchen für die Entwicklung neuer Medikamente und Therapien zu informieren und zu sensibilisieren. In der Interpharma-Mitgliedsfirma wird der BRAD in der Woche des 20. Oktober weltweit mit zahlreichen Vorträgen begangen, die die Entwicklung der Tierforschung beleuchten sowie Möglichkeiten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Nutzung neuer Technologien und zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Tieren in unserer Obhut vorstellen. Darüber hinaus werden die globalen und lokalen Gewinner der 3R-Preise (Reduce, Refine, Replace) des Mitgliedsunternehmens ausgezeichnet.

Projektname: Biomedical Research Awareness Day (BRAD)
Charta-Artikel: 3, 9

«Culture of Care»-Aktivitäten

Eine Interpharma-Mitgliedsfirma hat im Rahmen ihrer «Culture of Care»-Aktivitäten eine Vortragsreihe für Tierpflegerinnen und -pfleger sowie interessierte Mitarbeitende angestossen. Die Vorträge werden von Forscherinnen und Forschern in Laiensprache gehalten und ermöglichen so ein besseres Verständnis der im Unternehmen durchgeführten Tierversuche. Dieses bessere Verständnis für die Studiengründe führt zu einem besseren Bewusstsein für die Phänotypen der Tiere und zu deren besseren Versorgung.

Projektname: «Culture of Care»-Vortragsreihe
Charta-Artikel: 2, 3, 9

Eine Interpharma-Mitgliedsfirma hat an einem ihrer In-vivo-Standorte ein formelles «Culture of Care»-Komitee eingerichtet, um sowohl für Versuchstiere als auch für die In-vivo-Mitgliedsgemeinschaft ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Das Team entwickelte eine Umfrage, präsentierte die Ergebnisse bei Meetings und Konferenzen der Führungsebene und arbeitete mit Verhaltenswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zusammen, um das Programm auszugestalten. Die Arbeit des Teams hat sich von lokalen Bemühungen zu einem globaleren Engagement ausgeweitet und umfasst Pläne für eine breitere Umsetzung und Abstimmung mit anderen In-vivo-Standorten.

Projektname: «Culture of Care»-Komitee
Charta-Artikel: 2, 3, 5

Interne Schulungen

Jedes Jahr bietet eine Mitgliedsfirma in der Schweiz verschiedene eidgenössisch anerkannte Ausbildungskurse und einen speziellen Weiterbildungstag an, damit Mitarbeitende, die in der Forschung mit Tieren arbeiten, ihre gesetzlichen Ausbildungsanforderungen erfüllen können. Themen des Weiterbildungstages sind:

  • Informationen zu aktuellen Themen des Tierwohls
  • Update zu laufenden Schweizer Initiativen in der Tierforschung
  • In-silico-Untersuchung neuronaler Netze
  • Tiere hinter den Top-Medikamenten/Top-Medizinprodukten und die aktuelle öffentliche Landschaft/Gesetzgebung für Tierversuche in den USA
  • Pensionierung nicht menschlicher Primaten
  • Wissen in Handeln umsetzen: Evaluation eines Workshops zur Schulung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bezüglich der angemessenen Einbeziehung des Geschlechts als biologische Variable
  • Mikropipettengestützte Medikamentengabe als schonende Alternative zur Sonde
  • Göttinger Minischwein – 30 Jahre Medikamentenentwicklung zur Minderung von Risiken in der klinischen Entwicklung
  • Auswirkungen eines besseren Lebensumfelds auf Krebs, Immunität und Alterung
  • Anwendung von Microsampling in der Wirkstoffforschung: Unterstützung der Wissenschaft und der 3R

Am Schulungstag wird zudem über allfällige Änderungen, u. a. von Gesetzen und Weisungen, aufgeklärt. Damit wird sichergestellt, dass die Mitarbeitenden über den aktuellen Stand der Gesetzgebung sowie über die Anliegen der Tierversuchskommission informiert werden.

Darüber hinaus wird in diesem Mitgliedsunternehmen über die Gruppe «Training Services» auch eine praktische Ausbildung angeboten. Alle neuen Mitarbeitenden im Bereich der Tierforschung werden weitergebildet, um einheitliche Standards zu gewährleisten. Zusätzlich werden spezielle Veranstaltungen und Fortbildungen für erfahrene Mitarbeitende angeboten. Diese Weiterbildungskurse können offiziell als Pflichtweiterbildungstage anerkannt werden.

Projektname: Interne Aus- und Weiterbildung in der Tierforschung
Charta-Artikel: 1, 3, 8