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Vorwort

3R 2.0: Tierversuche mithilfe der Digitalisierung verbessern, reduzieren und ersetzen

Mit dem Themenschwerpunkt «3R 2.0» will Interpharma die Diskussion über die Möglichkeiten der Digitalisierung mit Blick auf eine weitere entscheidende Reduktion von Tierversuchen anstossen. Denn Datenplattformen und Big Data haben in Kombination mit künstlicher Intelligenz (KI) das Potenzial, die Anzahl von Tierversuchen zu senken, zu ersetzen oder die Qualität von noch unvermeidbaren Versuchen zu verbessern. Durch die Sammlung und die Analyse von grossen Datenmengen können Forschende wichtige Erkenntnisse gewinnen, die es ihnen erlauben, alternative Methoden zu entwickeln und zu validieren. Datenplattformen können zudem genutzt werden, um Informationen über bereits durchgeführte Tierversuche zum Zwecke der medizinischen Forschung zu sammeln und zu teilen. Dank Vernetzung lassen sich Wiederholungen vermeiden. Mit Datenanalysen können überdies Muster und Zusammenhänge identifiziert und dadurch Tierversuche gezielter und effizienter durchgeführt werden. Daten allein reichen jedoch nicht aus, um Tierversuche zu ersetzen oder zu vermeiden. Es braucht Datenexperten und Forschende, die aus vorhandenen Daten die richtigen Schlüsse ziehen. Dabei ist mit Blick auf die Sicherheit von neuen Wirkstoffen auch ethischen Aspekten Rechnung zu tragen, bevor sie in klinischen Studien am Menschen angewendet werden.

Der Schutz des geistigen Eigentums muss gewahrt bleiben

Wenn Daten aus präklinischen Studien breit geteilt werden, ist dem Schutz des geistigen Eigentums Rechnung zu tragen. Unternehmen und Forschende investieren viel Zeit, Geld und Ressourcen in die Entwicklung von neuen Therapien und Medikamenten. Beim Austausch von Daten müssen deshalb geeignete Massnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass das geistige Eigentum angemessen geschützt bleibt. Dies kann zum Beispiel durch den Abschluss von Vertraulichkeitsvereinbarungen oder die Nutzung sicherer Datenplattformen mit entsprechenden Zugriffs- und Sicherheitskontrollen gewährleistet werden. Es ist zentral, dass alle Parteien, die an Plattformprojekten beteiligt sind, die Bedeutung des Schutzes des geistigen Eigentums verstehen und entsprechende Vorkehrungen treffen, um die Rechte aller Beteiligten zu wahren.

Wir sind überzeugt, dass die Möglichkeiten von Datenplattformen, Big Data und künstlicher Intelligenz das Potenzial haben, uns auch mit Blick auf die 3R entscheidend voranzubringen. Lassen Sie uns den Dialog dazu starten!

Weitere Fokusthemen auf unserer Plattform

In einem weiteren Themenschwerpunkt beleuchten wir den Zusammenhang der Gesundheit von Mensch und Tier und den damit verbundenen One-Health-Ansatz. Schliesslich führt Birgit Ledermann, Novartis Global Animal Welfare and Compliance 3Rs Leader, in einem Interview aus, welche Rolle die Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care (AAALAC) International spielt, wenn es darum geht, die Standards in der verantwortungsvollen Forschung mit Tieren weltweit zu verbessern. Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge Ihr Interesse wecken.

Herzliche Grüsse,

Dr. René P. Buholzer

CEO Interpharma

Gesundheit von Mensch und Tier gehört zusammen

Die COVID-19-Pandemie hat uns in Erinnerung gerufen, welch verheerende Folgen die Übertragung von Krankheitserregern von Tier auf Mensch haben kann. Unter Seuchen und Krankheiten leiden nicht zuletzt die Tiere selbst. Dem One-Health-Ansatz folgend brauchen sie eine gute Versorgung mit Medikamenten – zum Schutz der eigenen Gesundheit wie auch jener der Menschen.

Daten aus der präklinischen Forschung vernetzen und den Zielen der 3R zusätzlich Schub verleihen – geht das?

Der konsequente Einsatz der 3R-Prinzipien Reduce, Refine, Replace hat in den vergangenen Jahrzehnten zu signifikanten Verbesserungen in der präklinischen Forschung geführt. Der Rückgang von Tierversuchen könnte noch markanter sein, wenn alternative Methoden durch die Zulassungsbehörden verstärkt anerkannt würden. Was wäre aber zusätzlich möglich, wenn Daten aus In-vivo-Versuchen zentral verfügbar und breit geteilt würden?

Mit der Akkreditierung durch die AAALAC International haben sich die Standards für Tiere in der Forschung weltweit verbessert

Die unabhängige Non-Profit-Organisation Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care (AAALAC) International fördert das Tierwohl in der Wissenschaft durch freiwillige Evaluierungs- und Akkreditierungsprogramme. Mehrere Forschungsstandorte von Interpharma-Mitgliedsfirmen sind ebenfalls AAALAC-zertifiziert.

Auf dem Weg vom Zuchtbetrieb zum Labor steht das Tierwohl an erster Stelle

Tiere, die in der Schweiz für Tierversuche zum Einsatz kommen, werden in der Regel spezifisch zu diesem Zweck gezüchtet. Die Züchtung und Haltung der Labortiere, ihr Transport und ihr Eintreffen am Zielort sind streng reglementiert. Das Tierwohl steht dabei jederzeit an erster Stelle.

«Die Mendel’schen Gesetzmässigkeiten lassen sich nicht ausser Kraft setzen»

In Forschungseinrichtungen werden mehr Tiere gehalten als in Experimenten eingesetzt werden. Über die Gründe, warum sich das nicht ganz vermeiden lässt und welche Möglichkeiten zur Reduktion bestehen, gibt Daniel Breustedt, Team Leader in der Abteilung NIBR’s Scientific Operations/Comparative Medicine bei Novartis, Auskunft.

Impfstoff- und Testentwicklung für SARS-CoV-2

Bereits ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie standen verschiedene hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung. Erste hoch automatisierte Coronavirustests erleichterten zudem, die Testkapazitäten frühzeitig hochzufahren. Ohne den verantwortungsvollen Einsatz von Tieren wäre das nicht möglich gewesen.

Culture of Care

Heute denkt die Pharmaindustrie gesamtheitlich über das Wohl in der medizinischen Forschung: Das Tierwohl und eine fürsorgliche Unternehmenskultur hängen zusammen.

Tierversuchsverbot in den Niederlanden

In den Niederlanden wurde 2016 ein kompletter Ausstieg aus Tierversuchen bis 2025 diskutiert. Der Plan wurde verworfen: Es geht nicht ohne Tierversuche.

Gemeinsam gegen Covid-19

Die forschende Pharmaindustrie leistet mit ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit einen beispiellosen Effort zur Bewältigung der Covid-19-Krise. Dabei sind Tierversuche für die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe unerlässlich.

Massstäbe setzen. Zehn Jahre Animal Welfare Charta

Vor zehn Jahren haben sich die forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz mit der 10-Punkte-Charta zum verantwortungsvollen Umgang mit Tieren in der Forschung bekannt und damit in der Schweiz und international einiges in Gang gesetzt.

Schweregrad-3-Versuche

Die Tierschutzgesetzgebung in der Schweiz ist eine der strengsten weltweit. Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen.

Der lange Weg zum Medikament

In einem Medikament stecken jahrelange Präzisionsarbeit und interdisziplinäre Expertise. Damit die Medizin beim Menschen verlässlich wirkt, ist in der Entwicklung von neuen Medikamenten die Forschung mit Tieren unabdingbar.

Tierversuche in der Schweiz

Die Tierschutzgesetzgebung in der Schweiz ist eine der strengsten weltweit. Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Für die Haltung der Versuchstiere gelten ebenso strikte Regeln wie für die Aus- und Weiterbildung der Forschenden, die mit Tieren arbeiten.