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«Die gelebte Culture of Care im Bereich Animal Welfare geht alle etwas an.»

Im Interview mit Dr. Tobias Schnitzer

«Die gelebte Culture of Care im Bereich Animal Welfare geht alle etwas an.»

Welchen Einfluss hat Culture of Care auf die unternehmerischen Entscheidungen bei Roche?

TS: Wir sind uns bewusst, dass der Einsatz von Tieren in der medizinischen Forschung eine grosse Verantwortung bedeutet. Wir nehmen die Bedenken zu Tierversuchen in der medizinischen Forschung sehr ernst und verpflichten uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren. Wir verpflichten alle, die innerhalb von Roche oder im Auftrag von Roche mit Tieren arbeiten, die ihnen anvertrauten Tiere mit Respekt zu behandeln. Alle unsere Dienstleister werden vor und während der Zusammenarbeit regelmässig von uns überprüft und sie sind verpflichtet, die Roche-Standards einzuhalten. Culture of Care ist zentral in den unternehmerischen Entscheidungen in der In-vivo-Forschung. Wir bieten sowohl den uns anvertrauten Tieren als auch unseren Mitarbeitenden jeweils die bestmöglichen Bedingungen. Diese holistische Sicht zeichnet die Culture of Care aus. Unser Management setzt die Rahmenbedingungen für ein innovatives Arbeitsumfeld und trägt massgeblich zur Weiterentwicklung des Tierwohls bei.

Was hat das Wohlergehen der Mitarbeitenden mit dem Tierwohl zu tun?

Unsere Mitarbeitenden und das Tierwohl leiten stets unsere Überlegungen. Ein Beispiel dafür ist das neue In-vivo-Forschungsgebäude, der Bau 098. Das Gebäude bietet attraktive Arbeitsplätze – eine hochmoderne Umgebung sowohl für Tiere als auch für Menschen, in der Innovation ermöglicht und gefördert wird. Es symbolisiert das Commitment von Roche und unseren Mitarbeitenden zur gelebten Culture of Care. Das neue Forschungsgebäude ist komplett digital und ermöglicht, unzählige Forschungsparameter online zu erfassen. Zugleich schützt es die Gesundheit der Mitarbeitenden: Käfige werden automatisch gereinigt und nachgefüllt, was allergische Reaktionen bei Mitarbeitenden reduziert. Fahrende Roboter manövrieren schwere Lasten und reduzieren die körperliche Belastung. Unsere Erfahrung im Bau 098 zeigt: Wertgeschätzte Mitarbeitende kümmern sich um das Tierwohl – ein hohes Tierwohl senkt die Belastung der Mitarbeitenden.

Mussten Sie den Forschungsbetrieb während der Pandemie einstellen?

Die Pandemie testete unsere Prozesse. Für alle unsere Tierhaltungsbetriebe führen wir «Desasterpläne», in denen minutiös geregelt ist, wie wir bei Katastrophen eine qualitativ hochstehende und ethische Tierhaltung aufrechterhalten. Das half uns bei Corona sehr – wir waren bereit. Daher stellten wir die adäquate Versorgung und Überwachung der Tiere jederzeit sicher. Sofort änderten wir unseren Modus Operandi: Wir schafften – in Absprache mit Zuchtbetrieben – Tiere mit angepasster Priorität an und verzichteten, wo wir keine Anschaffung benötigten.

«Sowohl das Bekenntnis aller Mitarbeitenden und des Managements als auch Investitionen des Unternehmens sind für die Erweiterung der Culture of Care unabdingbar. Ohne beides geht es nicht!»

Zudem stellten wir die adäquate Betreuung laufender Experimente sicher, um einen unnötigen Einsatz von Tieren zu verhindern. Ferner schützten wir unsere Mitarbeitenden, indem wir sie in kleinere Gruppen einteilten. Daher verfügten wir – selbst bei krankheitsbedingtem Ausfall einzelner Gruppen – jederzeit über ausreichend qualifiziertes Personal. So hielten wir die Culture of Care auf dem gewohnten Standard ohne Einbussen aufrecht. Wir sind stolz darauf, dass wir den Tierhaltungs- und Forschungsbetrieb weiterführen konnten.

Wie sind Sie mit den Erschwernissen der Pandemie umgegangen?

Auch für Roche stellte die Pandemie eine besondere Extremsituation dar. Wir richteten unsere Achtsamkeit auf die Mitarbeitenden und versuchten gemeinsam so gut wie möglich durch diese herausfordernde Zeit zu kommen. Dazu unterstützten wir sie bei der Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen oder boten Programme an, um das mentale und körperliche Wohlbefinden zu steigern.

Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden auch unter Ausnahmebedingungen der Pandemie ihre Leidenschaft, und damit verbunden den Sinn von Animal Welfare, nie aus den Augen verlieren. Einer solchen möglichen Mitgefühlsmüdigkeit traten wir durch ein sorgfältiges Management des Tierbestandes an den Standorten entschieden entgegen. Dadurch hielt sich die Arbeitsbelastung für unsere Kolleginnen und Kollegen in einem gut bewältigbaren Rahmen und wir vermieden erfolgreich eine dauerhafte Überlastung und damit assoziierte Ermüdungserscheinungen. Trotzdem war und ist die Pandemie anspruchsvoll – wir freuen uns auf Schritte zurück in eine Normalität.

Wie geht es bei Roche mit der Culture of Care weiter?

Die gelebte Culture of Care im Bereich Animal Welfare geht alle etwas an. Sowohl das Commitment aller Mitarbeitenden und des Managements als auch Investitionen des Unternehmens sind für die Erweiterung der Culture of Care unabdingbar. Ohne beides geht es nicht! Die Kultur lebt das Management «von oben» vor und verankert sie tief im Bewusstsein der Mitarbeitenden. Diese leben die Kultur täglich in der Praxis. Unsere Investitionen in die Culture of Care untermauern unseren Anspruch. Die beiden Komponenten zeigen, dass wir den Wandel nachhaltig und ernsthaft anstreben. Lassen Sie mich ein Beispiel beschreiben: Wir sponsern globale Roche «3R Awards», die wir seit 2008 alle zwei Jahre verleihen. Mit dem Award schärfen wir das Bewusstsein für die 3R-Grundsätze. So regen wir den Dialog von Mitarbeitenden zum Thema an und fördern die Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen. Die nachhaltige Implementierung einer «Culture of Care» ist ein Prozess, der nie abgeschlossen sein kann, sondern permanent vorangetrieben und weiterverfolgt werden muss. Dabei geht es darum, uns und unsere Prozesse kontinuierlich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Nur so verbessert sich das Tierwohl kontinuierlich.

«Wir verpflichten alle, die innerhalb von Roche oder im Auftrag von Roche mit Tieren arbeiten, die ihnen anvertrauten Tiere mit Respekt zu behandeln.»