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Culture of Care

Heute denkt die Pharmaindustrie gesamtheitlich über das Wohl in der medizinischen Forschung: Das Tierwohl und eine fürsorgliche Unternehmenskultur hängen zusammen.

1. Es geht jeden und jede an

Seit Jahren bestreben die forschenden Pharmafirmen eine Verbesserung des Tierwohls in der Forschung. Dabei dürfen die Mitarbeitenden, das Management und die Unternehmensführung im gesamten Unternehmen nicht vernachlässigt werden. Culture of Care ist daher eine ganzheitliche Sicht auf Wertschätzung, Resilienz und Wohlergehen von Tier und Mensch. Culture of Care muss tief in der Unternehmenskultur verankert werden. Idealerweise spiegelt sie sich in allen Geschäftstätigkeiten. Die gelebte Culture of Care im Bereich Animal Welfare geht jede und jeden etwas an, der Einfluss auf das Tierwohl hat. Das geht vom Management, das die Rahmenbedingungen schafft, bis zu den Mitarbeitenden in Tierpflege und Forschung, die direkten Kontakt zu den Tieren haben. Sie betrifft darüber hinaus die Werkstätten, die die Anlagen warten, und weitere Teile der Organisation, die auf den ersten Blick gar nichts mit der In-vivo-Forschung zu tun haben.

2. Die fünf Pfeiler

Konkret lässt sich die Culture of Care auf fünf Pfeiler stützen. Den ersten Pfeiler bilden die Unternehmenswerte. Culture of Care benötigt eine Unternehmenspolitik, die die Herangehensweise an eine verantwortungsvolle Tierforschung umreisst. Sie soll Tierschutz und -pflege als Priorität ansehen und Offenheit in Bezug auf Tierversuchsaktivitäten sowohl intern als auch extern unterstützen. Dies bedingt als zweiten Pfeiler einen strategischen Ansatz. Zuallererst gibt die Geschäftsleitung die unternehmerische Anweisung zur Culture of Care und befähigt die Mitarbeitenden, die mit Tieren arbeiten. Dafür bestimmt das Management die entsprechenden Rollen im Unternehmen und verteilt Verantwortung.

3. In der Praxis

Der nächste Pfeiler ist die Einrichtung von klaren Strukturen, die eine Culture of Care unterstützen und erleichtern. Die Personalunterstützung formt den vierten Pfeiler. Jede Einrichtung verfügt über eine lokale Leitung, die den Wandel unterstützt und entwickelt. Sie verantwortet den Mitarbeitenden, Sorgfalt und Engagement zu demonstrieren. Dies führt zum Pfeiler der praktischen Arbeit. In der Tierpflege erarbeitet das Unternehmen Prozesse, die eine kontinuierliche Verbesserung der 3R unterstützen. Beim Einsatz von Tieren erfolgen eine angemessene Versuchsplanung und eine Verfeinerung der Pflege- und Tierschutzpraktiken.

4. Ethisch und unternehmerisch

Organisationsweit zu informieren und permanent zu sensibilisieren, ist der Puls, der Culture of Care am Leben hält. Nachhaltig implementiert formt sie einen Prozess, der permanent vorangetrieben, weiterverfolgt und nie abgeschlossen wird. Prozesse werden so kontinuierlich hinterfragt und weiterentwickelt. Es hilft dem Tierwohl, wenn moderne Technologien zur Anwendung kommen, die bessere Daten liefern und das Verständnis für die Bedürfnisse der Tiere erhöhen. Culture of Care wirkt so gesehen auf zwei Ebenen: Zum einen ermöglicht sie eine starke Unternehmensführung und einen ethischen Arbeitsrahmen. Zum anderen wirkt sie sich positiv auf die unternehmerischen Resultate aus. Sie lässt bessere Experimente zu, die zu sichereren und effektiveren Medikamenten führen.

Die ethischen Dimensionen der Culture of Care

1

Verantwortung: Die Forschungsgemeinde ist aus kulturellen, ethischen und rechtlichen Gründen verantwortlich, sich um das Tierwohl zu kümmern.

2

Achtsamkeit: Mitarbeitende und Management müssen die Bedürfnisse der Tiere und ihrer Kolleginnen und Kollegen wahrnehmen und wertschätzen.

3

Kompetenz: Forschende Institutionen sind verantwortlich, Kompetenzen aufzubauen, um tatsächliche Fortschritte im Tierwohl erzielen zu können – ohne die Qualität der Forschung zu mindern

5. Wie sieht das in der Praxis aus?

Das sogenannte «Tunnel Handling» dient als Praxisbeispiel, um Culture of Care zu erklären. Während sich Tierpflegende, Laboranten und Forschende früher wenig austauschten, fördern Unternehmen heute die Kommunikation untereinander. Durch diesen Austausch erkannte die Forschungsgemeinschaft, wie sehr die Art und Weise, wie Mäuse und andere Versuchstiere aus Gehegen gehoben werden, zählt. «Tunnel Handling» reduziert das Stresslevel der Versuchstiere, was sowohl zu besseren Testresultaten als auch zu höherem Tierwohl führt. Der Kulturwandel hat zugleich allen Mitarbeitenden gezeigt, dass das Management ihre Einwände und Veränderungsvorschläge ernst nimmt.